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Über Vieles von Vielen

Eigentlich habe ich gedacht ich schreibe als nächstes etwas Allgemeines zum Beispiel über den Segen von geregeltem Schlaf, den ich nun seit einem halben Jahr genieße. Leider nur, wenn ich dazu abendlich Medikamente nehme, aber dennoch ist es ein Segen!

 

Warum dachte ich, dass ich so was Allgemeines schreibe?

 

Ich dachte ich habe Therapiepause und da passiert nicht viel. Aber das stimmt so nicht.

 

 

 

Ich bin inzwischen in neuen Rhythmus angekommen. Ich habe mir ja nicht wirklich vorstellen können, wie es sein wird ohne Arbeit. Wie es sein wird, wenn sich der arbeitende Teil wirklich zurückzieht um dem Anderen, den Anderen, Raum zu geben. Aber ich muss sagen es geht gut und der Übergang war sehr weich. Der Urlaub dazwischen war Gold wert.

 

Es ist einfach so, dass mein Kopf ganz anders frei ist. Mein Tag läuft jetzt irgendwie in Abschnitten. Es wird in die Runde gerufen, was soll oder will heute gemacht werden. Schreiben (Gedanken, innere Dialoge, Blog, Buch), malen (einfach nur so, oder die Bilder, die so im Kopf sind und endlich mal raus dürfen wollen), lesen (alles Mögliche, sehr querbeet), Marmelade kochen, einkaufen gehen. Das wöchentliche Einkaufen gehen, da haben fast alle Spaß daran und ist ein Highlight der Woche. Dafür verlasen wir gerne das Haus. Vor allem die Kind-Anteile, die am Alltag phasenweise Co-Bewusst teilnehmen sind freudig dabei. Aber ich muss schauen, dass nicht das falsche im Einkaufswagen landet. Aber da funktionieren die Dialoge fast unbemerkt inzwischen oder sagen wir routiniert? Allerdings habe ich noch keine Drogerie betreten. Das kann seehhhr lange dauern und es gibt auch kein Zeitgefühl mehr. Ich weiß gar nicht ob ich das als Teenager einfach verpasst habe oder ob mein weiblicher Teen einfach da weitermacht, wo er aufgehört hat?

 

Das alles geht natürlich rund um den normalen Familienalltag. Aber es ist sehr anders als früher. Früher hat sich jeder Anteil irgendwie an dem festgeklammert was er gerade gemacht hat. Weil er einfach nicht wusste, wann er wieder "dran" sein wird. Die Arbeit hat Zuviel von allen gefressen. Jetzt wir einfach dem Impuls nachgegeben. Jetzt wird auch gemacht was dran ist, nicht was sein muss. (Außer Wäsche, Haushalt, etc. das ist schon ein Muss, aber auch nicht mehr so perfektionistisch oder pedantisch, weil es gerade nicht so anstrengend ist alles im "Griff" zu haben). Dinge bleiben einfach liegen und weder spontan wieder aufgenommen. Wir sind einfach lockerer.

 

Wir sind aus dem Urlaub mit der Fähigkeit gekommen uns treiben zu lassen und einfach zu fühlen was gerade richtig ist. Das ist absoluter Luxus!

 

Es war eine richtige Entscheidung, sich die Zeit zu nehmen, passieren zu lassen, was passieren will. Ich habe mir einfach kein Zeitlimit gesetzt im Kopf. Ich weiß, dass ich niemals versumpfen werde. Das liegt einfach nicht in meiner Natur. Ich bin sicher, dass sich der Arbeitswille, der in mir wohnt, auch wieder außerhalb der Therapie melden wird.

 

Aber für den Moment ist es eine sehr spürbare Erleichterung und eine Freiheit im Kopf.

 

Wir können einfach alles in dem Tempo machen, das gerade geht. Alles viel langsamer und es ist viel weniger geplant und weniger strukturiert. Das ist sehr ungewöhnlich für mich. Aber im Moment ist es gut. Ich habe noch nicht das Gefühl im Chaos zu versinken, auch wenn kein Tag so läuft, wie ich es morgens vielleicht denke….Noch bleibt auch nicht zu viel liegen.

 

Ich habe beschlossen, ich nutze den Rest der Ferien und meiner Therapieferien dafür, dass ich lerne, mich auch mal treiben zu lassen. Ich warte auf den Moment, wo das kippt und ich hier schriebe. Oh mein Gott. Das geht nicht, alles muss wieder Plan und Struktur haben. Da übernimmt jemand das Ruder in einem Maß, dass es nicht geht! Ahhhh….

 

Ja, ich habe manchmal Watte im Kopf. Mein Körper fühlt sich oft sehr unterschiedlich an. Komische Gefühle oder ja, auch Schmerzen kommen durch. Ich bewege mich manchmal ganz anders, als ich es von mir kenne. Gleichgewicht ist manchmal ein echtes Thema. Aber ich kenn es einfach hinnehmen, weil ich, ohne Job, viel weniger "funktionieren "muss. Ich habe nur 3 oder 4 wichtige Todos am Tag nicht 20-30! Davon auch kaum Konflikte. Im Job geht es zu viel um Konflikte klären, Dinge zu managen. Vorbild vor zu leben. Jetzt habe ich nur zwei und ihnen etwas vorzuleben ist was ganz anderes und völlig selbstverständlich. Es gibt einen Anteil, der für nichts andere zuständig ist.

 

Ich merke, da rührt sich viel im Inneren. Es gibt Momente, wo nichts geht. Wo Konzentration und "Wach sein" weg sind und ich einfach für ein paar Minuten "schlafen" muss. Wobei ich gar nicht weiß, ob ich immer schlafe. Aber ich weiß, ich gehe ins Bett und irgendwann bin ich wieder da. Das ist o.k. Es finden sich Lücken im jetzt leereren Alltag.

 

Das Einzige, was mich etwas wundert ist, dass die Zeit sehr schnell vorbeigeht. Zu den wichtigen Zeiten morgens, mittags und abends gibt es einen inneren Wecker, der sagt, es stehen Tagesablaufthemen an, aber dazwischen? Im Moment gehe ich davon aus, dass ich keine Zeit "verliere". Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch alles was ich aufschreibe bewusst mache. Aber vielleicht kommt tatsächlich irgendwann ein noch stärkeres Loslassen.

 

Im Moment bin ich einfach froh, dass ich mich traue ein Stück los zu lassen und dass es noch nicht "bestraft" wurde.

 

Das Einzige was sich allerdings gleich miteinstellt ist das Gefühl: Ich kann und darf mit keinem darüber sprechen. Ich fühle mich auf einer Insel. Der Drang darüber zu sprechen, was ich sehe, was ich erleben, wer sich mir im inneren mitteilt wird stark. Da ist noch eine riesige Lücke, die geschlossen werden will!

 

Ich habe zumindest eine Freundin, die alles versteht, weil sie ist wie wir. Das Schicksal hat uns in Stuttgart zusammengeführt, aus ganz verschiedenen Richtungen. Dann waren es viele Monate nur kurze Nachrichten, manchmal mit Wochen dazwischen, einfach weil kein Kontakt da sein konnte. Aber nun? Nun sind wir wieder ganz nah zusammen und wir werden uns sehen! Vielleicht sogar regelmäßig. Das sind schon eher die großen Geschenke des Lebens und wundersame Fügungen. Dafür bin ich dankbar!

 

Und es gibt eine Freundin, die leider weiter weg ist, aber die auch versteht. Nicht alles, aber genug. Und auch wenn sie selbst gerade viel um die Ohren hat, sie hat immer mit ein paar Worten da, die helfen. Ich weiß, dass sie da sein wird, wenn ich es brauche. Noch so ein Geschenk!

 

Was man nicht alles vom Leben bekommt, wenn man endlich auch in Beziehung gehen kann!

 

Mit dem Forum, in dem ich auch eine Weile geschrieben habe tue ich mich gerade schwer wieder Kontakt aufzunehmen.

Beziehung geht schon viel besser als früher, wenn sie sich gefestigt haben und ich immer mal wieder fühlen kann, wie stabil sie sind. Aber hier denke ich: Ich habe es eine Weile "schleifen" gelassen, jetzt bin ich nicht mehr erwünscht….Der alte Selbstzweifel….Die Erwartung fallengelassen zu werden oder noch schlimmer, verhönht und bestätigt zu werden, dass wir keine Platz oder Wert haben. Sie ist halt auch da und nicht einfach verschwunden.

 

Ich breche jetzt mal für uns selbst eine Lanze. Ich finde wir machen das gut! Unfassbar gut, wenn ich daran denke wie unvorstellbar es war überhaupt los zu lassen. Aber ich freue mich über Zuspruch und etwas Mut von außen, um nicht aufzugeben und wieder in mein Käfig und die vermeintliche Sicherheit zurück zu kriechen…..

 

Ich drehe jetzt gerade die Welt einfach mal um. Die Katze sitzt im Käfig und die bunten Vögel dürfen fliegen. Jipeeee!

 

Ela+

 

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