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Abschied und Neubeginn - Eine weitere Auszeit

So, jetzt ist er da der Tag, die Woche des Abschieds von dem alt bekannten Leben, hin zu einem, das wir uns in den letzten Monaten erarbeitet haben. Unsere erst einmal letzte Woche im Job. Seit 6 Monaten ist mir klar, dass der Tag kommt, dass dieser Schritt notwendig ist, um unseren persönlichen Weg weiter zu gehen.

 

Sehr bewusst habe ich uns diese Zeit gegeben und sechs Monate habe ich nun darauf hin gearbeitet, alle im Inneren davon zu überzeugt, dass Job, Familie und Therapie auf Dauer nicht nebeneinander geht. Nicht auf dem Level, was wir sowohl an Job, als auch an Therapie bearbeite. Es war gut, dass ich uns so viel Zeit gegeben habe. Ein langer, sehr anstrengender Weg, aber er hat sich gelohnt. Warum? Gerne versuche ich es zu erklären:

 

Ich habe erkannt, dass für einen Anteil der Job sehr wesentlich ist. Ein Anteil, der das System in den letzten Jahren sehr getragen hat und uns alle hat überleben lassen. Einem Anteil, dem ich/wir Respekt im höchsten Maße schuldig bin/sind und der ein Recht hat, auf einen selbstbestimmten Übergang in eine Zeit, in der er eine untergeordnete Rolle spielen wird. Er hat sich lange an den Job als Überlebensaufgabe, Sinnaufgabe und Bestätigung gekrallt. Es war gar nicht so einfach diesem Teil zu verstehen zu geben, dass er ohne Job überleben wird. Dass er einen ganz eigenen Wert hat, als Teil eines Systems, ohne sich Tag für Tag neu beweisen zu müssen. Dass es Wertschätzung auch außerhalb der erbrachten Leistung gibt. Das es andere Wege gibt, die auch ein Existensecht haben. Das hat viel geduldige, wertschätzende und konsequente Kommunikation bedeutet. Aber das Agreement steht und dieser Anteil wird sich daran halten. Er ist jetzt bereit dazu, anderen die Bühne zu geben.

 

Für das Gesamtsystem war der Anteil und der Job in der Transformationsphase vom Ich zum bewussten Wir sehr wesentlich zur Stabilisierung. Es war gut, dass immer wieder der Fokus auf der Arbeit lag. Dass das System auf die bekannte Überlebensstrategie zurückgreifen konnte. Das der Kopf besetzt war von Arbeitsthemen und die anderen Themen im Hintergrund laufen mussten. Zugegeben, es hat ihn, uns alle, viel gekostet. Ich war die letzten sechs Monate nur die wenigsten Tage schmerzfrei und Schlaf war bis vor kurzem ein sehr rares Gut. Jedes verdrängen der Therapieinhalte und der Fokus auf die Arbeitswelt ging einher mit zum Teil heftigen Schmerzen, sei es Kopf-, Rücken-, Gelenkschmerzen, Muskelverspannungen, Schwindel, Übelkeit…..Ich habe uns irgendwann erlaubt Schmerzmittel zu nehmen, wenn es gar nicht mehr ging um den Weg weiter gehen zu können. Ungewöhnlich für mich, die jegliche Medikation eigentlich ablehnt, zeigt aber auch das Ausmaß und die schlichte Notwendigkeit dieser Maßnahme. Und auch ich kann lernen ;-)

Entspannung und Schlaf war in der Zeit quasi undenkbar. Alles was am Tag nicht sein durfte, hat sich seine Zeit in den Abendstunden gesucht. Anteile die gar keine Zeit bekommen haben, haben sich diese nachts geholt.

 

Ich habe das zugelassen, denn es war notwendig. Aber ich habe Raubbau am gemeinsamen Körper betrieben. Es billigend in Kauf genommen, um das Ziel erreichen zu können. Verborgene Transformation. Es wird Zeit dies nun zu beenden!

 

Ich selber, als "Systemmanager", habe diese Zeit gebraucht um immer mehr zu lernen, mit wem ich es im System alles zu tun habe. Kommunikation ermöglicht zwischen allen, die sich offenbart haben. Erinnerungen kommen gelassen, sie ertragen und sortiert. Gegenseitiges Verständnis geschaffen. Viel über alle gelernt und wo es ging alle Anteile teilhaben lassen an dem was ich gelernt habe. Jetzt sind wir an dem Punkt, wo wir zusammen gut funktionieren. Wir haben bewiesen, dass wir zusammen in der Lage sind Herausforderungen zu meistern. Im Grunde erst einmal genauso gut zu funktionierten, wir von der Umwelt gewohnt. Eine Transformation die eben im Verborgenen stattgefunden hat. Einen Weg, den ich im Herbst 2017 begonnen habe, als wir uns das erste Mal getraut haben alles zu bennenen, was da wirklich ist und ich das Systemmanagement übernommen habe. Als aus dem lange schon verschwommen wargenommenen Wir ein erstes bewusstes, handelnes Wir geworden ist. Ich habe uns seit dem geholfen ein neues Identitätsgefühl zu entwickeln, ein neues besseres und passenderes Lebensgefühl. Ein ganz anders Selbstbewusstsein und ein Selbstwertgefühl.

 

Und wir alle zusammen haben diese Zeit gebraucht um zu akzeptieren. Wirklich zu akzeptieren. Unser sein und damit auch all das was uns zu dem gemacht hat, was wir sind. Das war extrem anstrengend, weil es auch bedeutet hat den Wert und die Aufgabe von Emotionen zu verstehen und diese im ganzen System zuzulassen.

 

Punktlandung!

 

Und dann, was kommt dann? Eine neue Zeit. Eine Zeit, in der Raum ist uns aus zu probieren und nun auch für die Außenwelt sichtbar zu werden. Kontrolle auf zu geben. Es wird meine Aufgabe sein einen Übergang zu finden und diesen zu managen in ein neues Leben. Ein Leben, in dem alle Anteile im Außen zugelassen sind, die sich zeigen wollen. Denen, die es wollen, eine eigene Stimme zu geben. Eine Stimme zu geben und Worte finden zu lassen und zu erlauben, das zu benennen und aus zu sprechen, was alles in unserer Vergangenheit liegt. Das ist im Blick der altbekannten Öffentlichkeit und den tagtäglich gestellten Aufgaben undenkbar.

 

Ich weiß, dass dies recht wahrscheinlich mit einem eben nicht so guten Funktionslevel einhergeht. Daher habe ich entschieden, uns in einen geschützten Raum zu begeben. Wir werde für ein paar Wochen in eine Klinik geben. Dort hoffe ich den geschützten Raum für uns zu finden, aber auch meine Familie, insbesondere meine Kinder, zu schützen und diesen nächsten Schritt in diesem auch verborgenen Raum zu gehen.

 

In den nächsten Wochen werde ich unser System noch vervollständigen. Auch die dunklen Seiten anschauen, die mir bewusst sind, aber die ich noch nicht zugelassen habe um Stabilität zu gewinnen. Eine Expedition in die dunklen Seiten des Systems. Gut verankert im Licht bin ich dafür jetzt. Erprobt und Handlungsfähig.

 

Und die Zukunft, was liegt in meiner/unserer Zukunft? In jedem Fachbuch steht als Langfristziel, Integration von allen Anteilen in ein Individuum. Das ist etwas was gerade so weit weg am Horizont liegt, dass es nicht vorstellbar ist. Jetzt müssen wir erst einmal den Weg gehen als Viele. Gemeinsam inhaltlich den Weg gehen, der aus meiner Sicht Konfrontation heißt.

 

Aber eins habe ich in den letzten Monaten auch gelernt. Diesen Schritt zu gehen geht nur, wenn alle wissen wofür das System Kämpft. Denn das erlaubt Orientierung und ist Kraftquelle. Ist notwendig um sich nicht zu verlaufen oder zusammen zu brechen auf der Reise. Es muss erst etwas geben zudem man umbedingt zurückkehren will.

 

Wie die Zukunft wirklich aussieht ist ungewiss. Es ist ein Abschnitt geschlossen, ein Neubeginn vollzogen. Aber wir habe eine Zukunft in die wir zurückkehren können! Eine Wertvolle, für die es sich eben lohnt zu kämpfen. Sie heiß Familie und die heißt auch Job und Firma. Beides verankert mich, die diesen Weg managen wird, fest im hier und jetzt und für beides es lohnt zu kämpfen, was auch immer kommen mag.

 

Dankbar und erschöpft und etwas abenteuerlustig...

 

Ela