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Über Bedürftigkeit und das Aufrechterhalten von Mustern

Es gibt Menschen, den fällt es leicht in der Opferrolle zu sein. Sie leben ihre Bedürftigkeit aus und erleben in ihr einen Mehrwert. Für mich ein Ding der Unmöglichkeit.

Ich habe lange ein echtes Problem mit diesen Menschen gehabt.  Hier lag ein Triggerpunkt, den ich sehr lange nicht überwinden konnte. Ob ich wollte oder nicht, diese Menschen bedeuteten Gefahr für mein eigenes Überlebenssystem. Daher wurden sie abgeurteilt.

Das habe ich inzwischen ändern können, hab meinen Horizont erweitert, auch im Blick auf uns, als System.

 

Die Gefahr für uns war, dass diese Menschen in der Begegnung, die eigene innenwohnende Bedürftigkeit im System wachgerüttelt haben.

 

Wer als Schutzfunktion mit dem Selbstbild von, Schwäche zeigen ist Versagen, Erfolgreich zu sein bedeutet hart und ohne klagen zu arbeiten, Schmerzen sind Schwächen, die den Körper verlassen, als Haupt Alltagsperson lebt, ist nicht in der Lage mit Bedürftigkeit, die mit Schwäche gleichgesetzt wird, um zu gehen oder sie gar zu zulassen.

 

Warum war es so wichtig an diesem Muster fest zu halten?

 

Wann immer sich die Spaltung abschwächt, z.B. durch solche Trigger, werde die Hilferufe der Traum tragenden Anteile, auch für die Alltagspersonen, erfahrbar. Sie gehen einher mit Intrusionen, also Bildern oder Gefühlen aus den traumatischen Situationen, (einzeln oder im schlimmsten Fall gemeinsam, als vollständiger Flashback) denn da sind diese Anteile gefangen und suchen immer noch nach dem Ausweg aus der Situation. Sie rufen so um Hilfe. Etwas, was im Alltag sehr stört und deswegen vom "Funktionsmodus", einem Haupt Alltags-Anteil, lange strengstens unterbunden werden musste.

 

Wie also dahin kommen? Und warum nicht beim bewährten Muster bleiben?

 

Das Aufrechterhalten des Musters der Spaltung ist sehr anstrengend und frisst enorme Lebensenergie. Vor allem, wenn es nicht nur um eine Spaltung geht, sondern um viele. Vor allem mit dem Älterwerden und dem damit verbundenen Schwinden der Kräfte, ist die Aufrechterhaltung auf Dauer schlicht nicht möglich. So wurde es mir erklärt und ich fürchte da ist was dran. Die Spaltung ist Teil meines Lebenswegs. Die Posttraumatichen Symptome sind erst mit den Jahren immer schlimmer geworden, die "Hilferufe" lauter.

Es muss also eine Veränderung her, kontrolliert, bevor die Kräfte so weit schwinden, dass das System an sich instabil wird und die Anteile mit allen Erinnerungen unkontrolliert "einfallen".

 

Die Lernaufgabe hieß daher anzuerkennen. Akzeptanz. Aller Anteile. Das wir viele sind und dass es, wenn es Täter im Außen und Täterloyalen Anteile im Inneren, es auch "Opfer" gibt und dass diese Anteile enorme Bedürftigkeit aus der Vergangenheit in sich tragen, die weitestgehend unbeantwortet ist.

Diese Trauma-Anteile müssen nachreifen. Sie müssen ihre unbeantwortete Bedürftigkeit ausdrücken dürfen um aus ihren Trauma-Gefängnissen ausbrechen zu könne. Sie müssen das Gefühl haben gerettet worden zu sein. Aber dafür müssen sie erst innerhalb des Systems gehört werden.

 

Es hat Wochen gedauert, bis wir in der Klinik zulassen konnte, das Trauma-Anteile ihre Bedürftigkeit zeigen durften. Dass die Alltags-Anteile diese für sie neue Erfahrung, sowohl des unendlichen Schmerzes als auch des getröstet werdens, ausgehalten und ertragen haben. Zumindest für ein paar Augenblicke. Das die nicht Alltags-Anteile die Regie übernehmen durften über den Körper und das Handeln. Dass plötzlich Kinder "da" waren im erwachsenen Körper.

 

Eine sehr seltsame Erfahrung, in der wir uns nun täglich üben sollen…..Es ist schwer aus dem Kontrollmuster zu entkommen und es braucht immer und immer wieder die Ermahnung von außen, dass es sein muss, um Entwicklung und Nachreifen zu ermöglichen.

 

Es ist immer noch schwer und im Alltag nahezu unmöglich…. Aber wir müssen…..

 

Manchmal ratlos, immer aber

 

Ela+

 

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