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#blöd

#blöd, war die Antwort einer Kollegin, nein einer Freundin, auf meine Abschiedsmail beim Kunden heute. Damit war genau alles gesagt. Eigentlich brauchte es keine weiteren Worte mehr.

 

Ich liebe es, wenn man sich irgendwann so gut kennt, dass es nur noch ein Wort braucht, um alles gesagt zu haben.

Inzwischen, denn für mich ist das neu. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals eine Kollegin oder einen Kollegen so nah an mich heran gelassen habe, dass wir uns wirklich kennengelernt haben. Plötzlich verschwimmt hier eine Linie, die sich ziemlich strickt durch mein Leben gezogen hat. Es gab immer die Arbeit und es gab immer mein privates oder den Rest.

 

Ich glaube, dass keiner der früheren Kolleginnen und Kollegen das so gesagt oder bestätigt hätte. In der Außenwirkung war ich immer eher nahbar, sympathisch und offen und recht schnell auch verbunden. Aber es war eben immer nur ein Teil, der verbunden war. Letztendlich hat das immer dazu geführt, dass ich die Menschen wieder verloren habe sobald ich weitergezogen bin. Aus dem Studium hat keinen einzigen Kontakt gehalten. Es gibt nur eine Kommilitonin, die ich nach dem Studium noch einmal privat gesehen habe. Und das auch nur, weil ihr Mann mit meinem Mann Kontakt gehalten hat. Traurig. Aber eben auch erklärbar. Es war eben nur meine Außenfassade, mein arbeitendes Ich, die eine Beziehung eingegangen ist und nicht wir als Ganzes.

 

Seit meinen ersten Schritten auf meinem Weg zu mehr als nur einem Fassadendasein, sind nach und nach einige Menschen und Beziehungen geblieben. Menschen, denen ich mich so verbunden gefühlt habe, dass das wir den Kontakt halten wollten.

 

Was ist jetzt anders? Diese und auch ein, zwei andere KollegInnen, sei es beim Kunden oder auch bei meinem Arbeitgeber, haben mich in den letzten 21 Monaten auf meinem Weg begleitet, der mich zu einem aktiv wahrnehmbaren Wir geführt hat. Und umso mehr ich bei mir/wir bei uns angekommen bin/sind, umso mehr wurde auch mehr als nur mein arbeitendes Ich transparent ihnen gegenüber. Damit war und bin ich auf einem ganz anderen Level mit ihnen verbunden. Es sind 1:n Beziehungen geworden.

 

Ich habe angefangen "Fremde" an mich ran zu lassen. Ihnen Vertrauen geschenkt, dass sie nicht weglaufen, sobald wir wirklich mit allen Fassetten sichtbar werde. Und das habe ich ehrlicherweise erwartet, weil es eben mein Bild von mir war. Zum Weglaufen. Dieses Selbstbild habe ich genau innerhalb dieser letzten Zeit sehr verändert. Ich habe dadurch die Chance erhalten, dass ich anfangen kann mich verletzlich zu machen, den Mut gefunden mich dem Risiko auszuliefern, das echte Beziehungen bedeutet.

Ein riesen Schritt für mich!

Das ist das eine, das andere ist, dass ich meine Emotionen wieder in mein Leben habe treten lassen. Emotionen sind der Klebstoff von Beziehungen. Früher gab es da nur Sachlichkeit und dadurch auch keinen Klebstoff. Ein bisschen wie, aus den Augen, aus dem Sinn. Nicht willentlich. Eben meiner Daseinsform geschuldet.

 

Kurz um: Ich bin sicher, dass ich diese Kollegin/Freundin und eben auch den ein oder anderen Menschen, diesmal nicht verliere werde. Das ist großartig! Aber es tut auch weh, jetzt gerade im Moment des Abschieds, der Veränderung. Das ist die Kehrseite der wiedergefundenen Emotionen. Aber es macht das Leben bunter und umfassender. Aber im Moment einfach nur…

 

#blöd

 

Und ich bleibe bei meiner Antwort von heute Morgen:

 

#totalblödaberichwerdenichtweinen

 

Ela +

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